Der berühmteste Sohn Frankfurts
Heinrich von Kleist entstammte einer altadligen pommerschen Familie. Der Tradition gemäß trat er mit 14 Jahren in das Königlich-Preußische Infanterie-Regiment Nr. 15 (Regiment Garde) ein. Nach sieben Jahren Militärdienst reichte er „aus Neigung zu den Wissenschaften“ seinen Abschied ein und begann ein Studium an der Brandenburgischen Landesuniversität in seiner Geburtsstadt Frankfurt an der Oder. Im Frühjahr 1800 verlobte sich Kleist mit Wilhelmine von Zenge, Tochter des Stadtkommandanten, doch schon im August 1800 brach er das Studium ab und verließ Frankfurt, um danach immer nur für wenige Tage zurückzukommen. Er reiste nach Würzburg und Paris, hielt sich mehrere Monate in der Schweiz auf. Dort erschien 1803 sein Erstlingswerk ‚Die Familie Schroffenstein‘.
„Ich will mich jetzt
durch meine dramatischen Arbeiten ernähren“
Heinrich von Kleist
Nach dem freiwilligen Verzicht auf eine Beamtenlaufbahn lebte Kleist ab 1807 als freier Schriftsteller in Dresden, Prag und Berlin. Er gab ein Kunstjournal und eine Tageszeitung heraus; insgesamt hinterließ Kleist 8 Dramen, 8 Erzählungen, 2 Aufsätze, 29 Gedichte, 12 Essays, 3 Fabeln, 55 Epigramme, 1 Idylle und 17 Anekdoten. Drei seiner Dramen wurden zu seinen Lebzeiten erstaufgeführt.
Am 21. November 1811 erschoss Heinrich von Kleist Henriette Vogel, eine Bekannte aus seinen Berliner Kreisen, und sich selbst. Direkt an der Todesstelle am Kleinen Wannsee nahe Berlin wurden beide begraben.
Zeittafel
10. oder 18. Oktober 1777
Geburt in Frankfurt an der Oder als ältester Sohn des Majors Joachim Friedrich von Kleist und dessen zweiter Ehefrau, Juliane Ulrike von Pannwitz
Januar–Mai 1788
Aufenthalt im Haus des reformierten Predigers Samuel Henri Catel in Berlin
18. Juni 1788
Tod des Vaters
1. Juni 1792
Eintritt in das III. Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 15 als Gefreiterkorporal
3. Februar 1793
Tod der Mutter
März 1793–Juni 1795
Teilnahme am ersten Koalitionskrieg gegen Frankreich
14. Mai 1795
Beförderung zum Fähnrich
vor dem 7. März 1797
Beförderung zum Sekondeleutnant
10. April 1799
Immatrikulation an der Frankfurter Universität
April/Mai 1800
Verlobung mit Wilhelmine von Zenge
September–November 1800
Reise nach Würzburg
April–November 1801
Reise nach Paris
Dezember 1801–Oktober 1802
Aufenthalt in der Schweiz
Mai 1802
Auflösung der Verlobung mit Wilhelmine von Zenge
November 1802
‚Die Familie Schroffenstein‘ im Verlag des Heinrich Gessner, Bern und Zürich 1803 [vordatiert]
Dezember 1802–Juli 1803
Aufenthalt in Weimar, Leipzig, Dresden
August–Dezember 1803
Reise in die Schweiz und nach Frankreich
Ende Oktober, Mitte Dezember 1803
Versuche, in die französische Armee einzutreten
9. Januar 1804
Erstaufführung ‚Die Familie Schroffenstein‘ am Nationaltheater Graz
August 1804
positiver Bescheid zur Bitte um Aufnahme in den Staatsdienst
Mai 1805–August 1806
Arbeit als bezahlter Referendar an der Kriegs- und Domänenkammer in Königsberg (heute Kaliningrad, Russland)
31. Januar 1807
Verhaftung im französisch besetzten Berlin als vermeintlicher Kriegsspion
Februar–Juli 1807
Staats- und Kriegsgefangener in Fort de Joux und Châlons sur Marne
Mai 1807
‚Amphitryon‘ im Verlag des Christoph Arnold in Dresden
10.–15. September 1807
‚Jeronimo und Josephe. Eine Scene aus dem Erdbeben in Chili, vom Jahr 1647‘ in der Zeitschrift ‚Morgenblatt für gebildete Stände’
September 1807–April 1809
Aufenthalt in Dresden
Januar 1808–März 1809
Herausgeber der Zeitschrift ‚Phöbus. Ein Journal für die Kunst‘
2. März 1808
Erstaufführung ‚Der zerbrochne Krug‘ am Hoftheater Weimar
Juli 1808
‚Penthesilea‘ im Verlag des Johann Friedrich Cotta in Tübingen
April–November 1809
Aufenthalt in Böhmen
12. Juni 1809
Gesuch zur Herausgabe einer patriotischen Wochenzeitschrift namens ‚Germania‘
Februar 1810–November 1811
Aufenthalt in Berlin
17. März 1810
Erstaufführung ‚Das Käthchen von Heilbronn‘ am Theater an der Wien
September 1810
‚Erzählungen‘ im Verlag des Georg Andreas Reimer in Berlin: ‚Michael Kohlhaas‘, ‚Die Marquise von O....‘, ‚Das Erdbeben in Chili‘
‚Das Käthchen von Heilbronn‘ im Verlag des Georg Andreas Reimer in Berlin
1. Oktober 1810–31. März 1811
Herausgeber der Tageszeitung ‚Berliner Abendblätter‘
Februar 1811
‚Der zerbrochne Krug‘ im Verlag des Georg Andreas Reimer in Berlin
25. März–5. April 1811
‚Die Verlobung‘ in der Zeitschrift ‚Der Freimüthige oder Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser‘
23. April 1811
pantomimische Darstellung einiger Szenen aus ‚Penthesilea‘ am Berliner Nationaltheater
August 1811
‚Erzählungen. Zweiter Theil‘ im Verlag des Georg Andreas Reimer in Berlin: ‚Die Verlobung in St. Domingo‘, ‚Das Bettelweib von Locarno‘, ‚Der Findling‘, ‚Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik‘, ‚Der Zweikampf‘
7. September 1811
Gesuch zur Wiederaufnahme in die Armee, Antwort: nur im Kriegsfall
21. November 1811
Suizid, gemeinsam mit Henriette Vogel